Unterschiede

Hier werden die Unterschiede zwischen zwei Versionen angezeigt.

Link zu dieser Vergleichsansicht

Beide Seiten der vorigen Revision Vorhergehende Überarbeitung
Nächste Überarbeitung
Vorhergehende Überarbeitung
Nächste Überarbeitung Beide Seiten der Revision
2008-172 [2017/06/20 21:14]
admin
2008-172 [2019/03/09 17:42]
127.0.0.1 Externe Bearbeitung
Zeile 1: Zeile 1:
 +* Erläuterungen zum Inventar siehe [[Legende]]
  
 +==== Objekt-Nr. 2008-172 ====
 +
 +===== Carl Kruspe, Leipzig / D =====
 +
 +===== Konische Flöte in C, Holz mit Metallkopf =====
 +
 +===== Reformflöte System Schwedler - Kruspe 1898 =====
 +
 +===== um 1910 =====
 +
 +{{ :172-1.jpg |}}
 +{{:​172-2.jpg?​300|}}{{ :​172-7.jpg?​50|}}{{ :​172-6.jpg?​150|}}{{ :​172-5.jpg?​150|}}{{ :​172-3.jpg?​200|}}
 +
 +**Konstruktion:​** Grenadill. 3-teilig. H-Fuss. Kopfstück Neusilber, ohne Stimmzug; Mundplatte Hartgummi mit Schwedler-Mundloch. 20 Klappen aus Neusilber. Cis-Brille. D-Mechanik. H/C-Triller mit zusätzlicher Klappe für G3/A3- und Gis3/​A3-Triller. Zusatzhebel zu B ergibt mit zusätzlichem Tonloch E3/​D3-Triller (falls lH 1 geschlossen) und E3/​F3-Triller. Mehrere Klappen einzelstehend;​ restliche an Achsen. Achsen geschraubt; Säulchenlagerung. Rollen aus Korallen-farbenem Kunststoff. Noch keine F-Mechanik.
 +
 +**Masse:** Lt 71.5 / Ls 63.7 / Dm 18.8 – 12.5 / ML 11.5 x 9.9 / A1 = ca. 438 Hz
 +
 +**Signatur:​** ​ auf Korpus / REFORM-FLÖTE / (in gebogenem Banner) SCHWEDLER & KRUSPE / (Anker) / (in Oval) CARL KRUSPE / LEIPZIG / (Monogramm) KC / D.R.G.M. 105527 /. Auf Fussteil / (Anker) / (in Oval) CARL KRUSPE / LEIPZIG / (Monogramm) KC /.
 +
 +Etui original ​
 +
 +|**Zustand:​**| 2| ​  ​Gebrauchsspuren|
 +|**Spieleigenschaften:​**| 3| kräftiger,​ voller, etwas nasaler Klang. Intonation gut, doch E3 tief|
 +|**Seltenheit:​**| 2|
 +**Hersteller:​** Maximilian Schwedler (1853 – 1940), langjähriger Soloflötist des Gewandhausorchesters Leipzig und einflussreicher Pädagoge, hielt zeitlebens an der konischen Holzflöte fest, namentlich ​ wegen ihres spezifischen Klanges und der vertrauten Griffe. ​ Ab ca. 1884 entwickelte ​ er zusammen mit dem Leipziger Instrumentenbauer Friedrich Wilhelm Kruspe (1838 – 1911; Firma Carl Kruspe) ​ eine Reihe von Verbesserungen an der herkömmlichen Mehrklappen-Flöte. 1898 brachte er in Zusammenarbeit mit Carl Kruspe jun. das erste Modell seiner ‚Schwedler & Kruspe Reform-Flöte‘ heraus (siehe [[2008-172]]);​ weitere Modelle folgten 1901 und 1912. Nach dem Verkauf der Firma Kruspe an G. H. Hüller (1920) arbeitete Schwedler mit dem Leipziger Instrumentenbauer Moritz Max Mönnig zusammen (siehe [[2008-173]]). Reformflöten wurden auch von zahlreichen anderen Werkstätten hergestellt,​ allerdings ohne die geschützte Bezeichnung ‚Reform-Flöte’ und oft mit eigenen Modifikationen (siehe [[2006-171]]).
 +
 +
 +Die Reformflöten zeichneten sich aus einerseits durch eine veränderte konische Bohrung, andererseits durch eine Mundlochplatte mit zwei seitlichen '​Höckern'​ (zur besseren Fokussierung des Luftstromes),​ durch die Verwendung von Achsen und Nadelfedern sowie durch einige zusätzliche Trillerklappen. Die ‚Reform-Flöte System Schwedler-Kruspe‘ von 1898 wies zudem ein Kopfstück aus Metall (meist mit ‚Schwedler - Mundplatte‘ aus Hartgummi), akustisch korrektere Tonlochpositionen mit entsprechend ​ modifizierter Mechanik und den sog. Fis-Mechanismus auf, der mit einem zusätzlichen Tonloch diesen ​ tendenziell ​ zu tiefen Ton  etwas  anhob. Spätere Reform-Modelle verfügten ​ zudem unter anderem über einen D-Mechanismus (ein zusätzliches Tonloch im Fussteil zur Erhöhung von  D und Dis) sowie über einen F-Mechanismus,​ der das Greifen von F und Fis mit demselben Finger (rH 1) erlaubte. Die Gesamtheit dieser Verbesserungen resultierte in einer Mechanik, deren Komplexität und Störanfälligkeit ​ jene des Böhm-Systems bei weitem übertraf ​ - die späten Modelle wiesen 20 oder mehr Klappen auf  - und die in Deutschland vormals weit verbreitete Reform-Flöte bis in die 1940er Jahre allmählich verschwinden liess.
 +
 +
 +Das vorliegende Modell mit der D.R.G.M.-Nummer 105527 (Deutsches Reichsgebrauchsmuster) wurde 1898 unter der Bezeichnung ‚Reformflöte System Schwedler-Kruspe (Leipzig)‘ eingetragen. Schwedler entwickelte das Instrument - ebenso wie das Nachfolgemodell von 1912 -  in Zusammenarbeit mit Carl Kruspe jun. (1865 – 1929), dem ältesten Sohn und Nachfolger ​ des Firmengründers Friedrich Wilhelm Kruspe. - Das vorliegende Instrument stellt als Modell 1910 eine Weiterentwicklung des Modells von 1898 dar und weist  die meisten Charakteristika der ausgereiften Reformflöte auf, so u.a. Metallkopf mit Schwedler-Mundloch;​ akustisch korrektere Positionierung der Tonlöcher mit entsprechender Klappenmechanik;​ Cis-Brille (zusätzliches Tonloch/​Klappe zur Erhöhung des Cis); Fis-Mechanik (zusätzliches Tonloch/​Klappe zur Erhöhung des Fis); D-Mechanik (zusätzliches Tonloch/​Klappe am Fussteil zur Erhöhung des D). Die F-Mechanik (Fis und F sind beide mit rH 1 zu greifen) zeichnet allerdings erst das Nachfolgemodell 1912 aus – der ‚Rollhebel‘ für rH 1 bei vorliegendem Modell 1910 dient lediglich zum Schliessen eines kleinen Tonloches, um das Fis3 zu korrigieren. Das F wird beim Modell 1910 herkömmlich mit der Lang-F und Kurz-F - Klappe erzeugt.
 +
 +|Quelle: John Robert Bayley, Maximilian Schwedlers Flute and Flute Playing. Translation and Study of Late Nineteenth-Century German Performance Practice. Thesis, School of Music, Evanston/​Illinois,​ 1987|
  • von admin