Objekt-Nr. 2018-253

Johann Andreas Mollenhauer, Fulda /D

6 Klappen-Flöte in C, Modell 'Boehm 1829'

Mitte 19. Jhdt

Konstruktion: Buchsbaum. 4teilig. D-Fuss. Bohrung konisch. Garnituren Elfenbein. 6 Klappen in Messing, mit flachen Deckeln. B- und F-Klappe je mit Zusatzhebel. D3/E3-Triller. Bocklagerung; Achsen gesteckt. Kopfstück mit Stimmzug; Korkspindel mit Indexstift (Elfenbein).

Masse: Lt 60.2 / Ls 52.6 / Dm 18.45 – 13.0 / ML 12.2 x 9.5 / A1 = ca. 445 Hz

Signatur: auf allen Teilen / (aufrechter Löwe) / MOLLENHAUER / FULDA / (stilisierte Sonne) /

Zustand: 2 = reparierte Risse im Kopfstück und Stimmzug. Verbindung zwischen Kopfstück/Stimmzug und Korpus nicht ganz schlüssig
Spieleigenschaften: 3 = angenehmer Klang. Intonation gut; A1 etwas hoch
Seltenheit: 3

Hersteller: Johann Andreas Mollenhauer (1798 – 1871) eröffnete nach Lehr- und Wanderjahren 1822 seine eigene Werkstatt für Holzblasinstrumente in seinem Geburtsort Fulda. Bereits 1825 erhielt er den Titel eines Hoflieferanten des Kurfürsten Wilhelm von Hessen. Ab 1864 firmierte er zusammen mit seinen Söhnen Gustav und Thomas (1840 – 1914), welch letzterer von 1862 – 1864 bei Theobald Böhm in München gearbeitet hatte und später die Nachfolge seines Vaters antrat.

Das vorliegende Instrument entspricht weitgehend dem ersten Flötenmodell, das Theobald Boehm als selbständiger Instrumentenbauer entwickelte, für welches er 1829 vom Bayernkönig Maximilian ein ‚Privilegium’ erlangte und welches noch viele Jahre lang von Boehms späterem Partner und Nachfolger Rudolph Greve (1806 – 1862) erfolgreich gebaut wurde (s. 2014SB-74 und 2014SB-75). Mit diesem Modell führte Boehm u.a. seine Londoner Tournée von 1831 durch, auf welcher er nach der Begegnung mit Charles Nicholson die entscheidenden Impulse zur Entwicklung seiner konischen Ringklappenflöte von 1832 erhielt. - Dass die Firma Mollenhauer das Böhm-Modell 1829 in verschiedenen Varianten herstellte, zeigt ein Vergleich mit dem Instrument 2004-73, welches in Cocusholz, mit C-Fuss und Silberklappen in Säulchenlagerung gebaut wurde.

Das vorliegende Instrument stammt aus dem Nachlass von Carl Schenk (1823 - 1895), einem bedeutenden Schweizer Politiker. Nach dem Theologiestudium wirkte Schenk als reformierter Pfarrer, wandte sich später dem Liberalismus zu und nahm am zweiten Freischarenzug und am Sonderbundskrieg teil. 1855 wurde er in den Regierungsrat des Kantons Bern gewählt, 1856 in den Ständerat. Von 1864 bis zu seinem Tod gehörte er als Vertreter der liberal-radikalen Fraktion (der heutigen FDP) dem Bundesrat an. Ausserdem war er sechs Mal Bundespräsident. Seine Amtszeit von mehr als 31 Jahren ist die längste aller Bundesräte. Von 1873 bis 1882 wirkte er darüber hinaus als Präsident des «Hülfsvereins für schweizerische Wehrmänner und deren Familien», aus dem später das Schweizerische Rote Kreuz hervorging.

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